Gegen Langeweile

Was gab es letzte Woche tolles zu sehen? Nichts außer Salma Hayek in „From Dusk till Dawn“, aber morgen am Sonntag abend, bringt Pro7 um 23.15 Uhr für alle, die am Montag nicht arbeiten müssen, Gewaltszenen etwas Künstlerisches abgewinnen können und den Film noch nicht gesehen haben, den Kultfilm „Sin City“ mit Starbesetzung.
Um die Wartezeit bis dahin totzuschlagen empfehle ich Gesellschaft oder den Film „Mr. & Mrs. Smith“, 20.15 Uhr auf RTL, die Actionkomödie, bei der Brad Pitt Angelina Jolia kennen- und lieben gelernt hat. Oder Beides…

Und gehört?
Nur das Gejammer der „Stuttgart 21“ Gegner. Da gibt es, wie in unserem gutsortierten Land üblich, ein langwieriges -und frühzeitiges- Genehmigungsverfahren mit offen ausliegenden Plänen, Anhörungen, Zeitungshinweisen, Presseberichten, sowie Diskussionsrunden. Und jetzt, Jahre später, realisieren die lieben Bürger, dass in ihrer Stadt ein kleineres Bauprojekt durchgeführt wird und ziehen plärrend zur Baustelle. Bei den zum Zeitpunkt des Genehmigungsverfahrens noch nicht Volljährigen zu verstehen. Allen anderen empfehle ich: lernt lesen (die „Bild“ zählt nicht) und geht mit offenen Augen durch Eure Stadt und durchs Leben. Die Planungsphase begann vor 16(!) Jahren…

Oder gelesen?
Nichts Bleibendes, also: was gab’s noch in der letzten Woche? Irgendwie tauchte der Begriff „Ehrenamt“ dauernd auf. Der „Landesbehindertenbeauftragte“ des Landes NRW war bislang eine ehrenamtliche Stelle. Jetzt wurde sie mit Norbert Killewald, SPD, hauptberuflich besetzt. Dass er vorher als Mdl nicht wiedergewählt wurde und quasi arbeitsuchend ohne Einkommen in der Luft hing, nun aber in der neu geschaffenen Stelle 7.000,- Euro monatlich zzgl. anderer Vergütungen erhält, ist bestimmt nur eine (zumindest für ihn) glückliche Fügung. Dass er damit für sein Leben ausgesorgt hat, ist doch schön - was die neidische, nörgelige Opposition bloß hat?! ABM gab es doch schon immer, außerdem wird so quasi nebenbei festgestellt, wieviel (der SPD) die ehrenamtliche Arbeit wert ist!

Wikipedia definiert das Ehrenamt wie folgt:

Ein Ehrenamt im ursprünglichen Sinn ist ein ehrenvolles und freiwilliges öffentliches Amt, das nicht auf Entgelt ausgerichtet ist. Man leistet es für eine bestimmte Dauer regelmäßig im Rahmen von Vereinigungen, Initiativen oder Institutionen und kann in einigen Fällen dazu verpflichtet werden. Ein Ehrenamt wird unter Umständen auch aberkannt. Für ehrenamtliche Tätigkeit fällt in manchen Fällen eine Aufwandsentschädigung an. Heute wird „Ehrenamt“ zunehmend gleichbedeutend mit Begriffen wie „Freiwilligenarbeit“ oder „Bürgerschaftliches Engagement“ verwendet.

Umfang des Ehrenamtes in Deutschland

Jeder Dritte in Deutschland engagiert sich ehrenamtlich (siehe Ergebnisse des Freiwilligensurveys oder der Enquête-Kommission zum bürgerschaftlichen Engagement).

So weit Auszüge aus Wikipedia. Das ist allerdings nur ein kleiner Teil, es gibt dort auf vieeelen Seiten noch mehr Infos zur Geschichte, der Herkunft, der Entwicklung des Begriffs usw., aber das hier soll uns erstmal reichen.

Ich möchte mal über die ehrenamtliche Helfer reden, die ich nach meiner Erkrankung kennengelernt habe. Vorher habe ich entweder niemand mit einem ehrenamtlichen „Background“ wahrgenommen, oder es gab in meinem Dunstkreis einfach keine. Ich selbst habe früher nie daran gedacht, etwas ehrenamtlich für die Gesellschaft zu tun, ich hatte -wie viele andere auch- genug mit meinen eigenen kleinen Aufgaben zu tun. Dazu kamen ungezählte Einsätze als EDV-Pannenhelfer, Küchenmonteur, Umzugshelfer und Handwerksdienst. Mit Kindern, alleinerziehend und selbständiger Arbeit mehr als genug „Zeitfresser“. In meinem nächsten Leben würde ich mir die Zeit dafür aber nehmen - habe ich mir vorgenommen. Ob, wie und wie nah ich dabei an menschliche Schicksale rangehen würde, lasse ich mal offen. Ich finde, dass viel Mut dazu gehört, mit Menschen zu arbeiten.

Es hält sich permanent das böse Vorurteil, ehrenamtliche Helfer seien alt, gelangweilt, weiblich und christlich, schauen wir also mal genau hin. Alt? Nein, stimmt nicht. Gelangweilt? Auch nein, die meisten führen ein normal ausgefülltes Leben mit Arbeit, Privatleben und Hobbies. Weiblich? Hier ja, geschätzter Anteil bei 90%. In anderen Bereichen der ehrenamtlichen Arbeit dagegen nein. Beim Katastrophenschutz z.B. ist es umgekehrt. Und christlich? Hier ja, woanders: keine Ahnung. Fakt ist nur - ohne ginge es nicht. Weder hier, noch beim Katastrophenschutz, der „Arche“ und in vielen anderen Bereichen.

Wenn Sie also christlicher Grundgesinnung, alt, weiblich, gelangweilt oder Atheist, jung, ausgelastet und noch ohne ehrenamtliches Engagement sind - ich hätte da was gegen Langeweile: … ;-)

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